Manche Zahnarzt-Mythen halten sich hartnäckig und sind nicht selten dafür verantwortlich, dass die Zahngesundheit darunter leidet. Bestimmt haben auch Sie schon von einigen Zahnarzt-Mythen gehört, die gerne von Generation zu Generation weitergegeben werden. Aber was ist nun richtig oder falsch?
Im Interview mit Dr. Hakes decken wir für Sie die gängigsten Mythen und Märchen in der Zahnmedizin auf. Denn Ihre Zahngesundheit liegt uns am Herzen.
Dr. Hakes: Parodontitis wird leider oftmals unterschätzt. Die anhaltende Entzündung von Zahnfleisch und umliegendem Gewebe belastet das Immunsystem und kann auch ein Risiko für die Allgemeingesundheit darstellen. Im schlimmsten Fall kann eine unbehandelte Parodontitis sogar Krankheiten wie Herzkreislauferkrankungen und Diabetes auslösen. Zudem wird Parodontitis in der Schwangerschaft mit einem erhöhten Risiko für Frühgeburten in Verbindung gebracht. Leiden Sie unter Vorerkrankungen, kann das ebenfalls eine Parodontitis begünstigen. Die Parodontitis hingegen kann umgekehrt auch die Vorerkrankungen verschlimmern. Eine beiderseitige Wechselwirkung entsteht. Leider ist den Risikogruppen oftmals nicht klar, wie wichtig die regelmäßige Zahnvorsorge sowie eine engmaschige Kontrolle für sie ist, um Zahnprobleme rechtzeitig zu erkennen.
Im Anfangsstadium verläuft Parodontitis oft schmerzlos und wird vom Patienten nicht bemerkt. Zu den ersten Symptomen zählen Zahnfleischbluten sowie Rötungen und Schwellungen des Zahnfleisches. Zahnfleischbluten wird meist als harmlos wahrgenommen. Tritt das Zahnfleischbluten jedoch regelmäßig auf, sollten Sie von Ihrem Zahnarzt abklären lassen was dahintersteckt.
In der Breisgaupraxis sind wir auf die Parodontologie sowie komplexe Erkrankungsfälle spezialisiert und bieten unseren Patienten eine Diagnostik mit modernster Technik sowie umfassende Therapieangebote.
Dr. Hakes: In früheren Jahrzehnten wurden die Milchzähne als nicht so wertvoll erachtet, wie sie sind. Heute weiß man: Milchzähne haben wertvolle Funktionen. Sie sind wichtig für die Sprachentwicklung. Wenn Zähne fehlen, ändert sich die Sprache. Zudem nehmen die Milchzähne eine Platzhalterfunktion ein. Wenn Zähne frühzeitig verloren gehen, kann sich der Kiefer nicht richtig entwickeln. Damit sich der Kieferknochen richtig ausformen kann, sind komplette Zahnreihen wichtig. Denn schon ein fehlender Zahn kann zum Lückenschluss führen und die nachfolgenden Zähne haben nicht mehr ausreichend Platz. Um das Risiko zu minimieren, dass die Lücke und damit der Platz für den bleibenden Zahn verloren geht, wird häufig ein Lückenhalter eingesetzt. Zudem kann sich durch das Fehlen zu vieler Zähne ein falsches Schluckmuster einstellen. Fehlen viele Zähne sind durchaus auch Sprachstörungen möglich – die Kinder müssen in der Folge zum Logopäden.
Wir in der Breisgaupraxis geben Milchzähnen die gleiche Wertigkeit wie Erwachsenenzähne. Durch eine gute Mundhygiene können Sie Ihren Kindern Behandlungen ersparen, die man durch eine hochwertige Prävention vermeiden kann. Um das Kariesrisiko zu minimieren, bieten wir in unserer Praxis Keimtests auch für Kinder an. Durch den Keimtest sieht man eine hohe Belastung durch Bakterien schon bevor Karies entstehen kann.
Dr. Hakes: Schlechte Zähne sind äußert selten auf Fehlentwicklungen der Zähne zurückzuführen. Tatsächlich sind schlechte Zähne in den allermeisten Fällen nicht erblich erworben, sondern überwiegend durch eigene Lebensgewohnheiten beeinflusst und geprägt. Der Hauptgrund für schlechte Zähne ist auf die Ernährung zurückzuführen dicht gefolgt von einer unzureichenden Mundhygiene. Haben Sie „schlechte Zähne“ müssen Sie das keinesfalls hinnehmen. Eine regelmäßige Prophylaxe sowie die professionelle Zahnreinigung, wie sie vom Zahnarzt durchgeführt wird, sorgen für den Erhalt Ihrer Zähne. Auch zum Thema Ernährung und Zahngesundheit kann Ihr Zahnarzt Sie beraten. Denn eine ungesunde Ernährung - insbesondere zu viele zuckerhaltige Getränke - richten einen Schaden an, der auch durch eine gute Mundhygiene nicht mehr abzuwenden ist.
Dr. Hakes: Das ist leider ein Irrglaube. Zu hoher Putzdruck kann sogar das Zahnfleisch schädigen. Was vielen nicht wissen: Ist das Zahnfleisch erstmal weggeschrubbt ist das irreversibel. Die Zahnhälse liegen frei, was zu einer Überempfindlichkeit der Zähne führt. Zu starkes Schrubben der Zähne kann auch den Zahnverschleiß begünstigen. Insbesondere wenn man aggressive Zahnpasten benutzt, die zahnaufhellend wirken sollen. Wenn die Zähne schon empfindlich sind, sollten Sie eine sensitive Zahncreme verwenden sowie eine weiche bis maximal mittelharte Zahnbürste. Die Technik macht die Zähne sauber, nicht der Druck!
Für manche Menschen kann eine elektrische Zahnbürste mit Putzdrucksensor eine Hilfe darstellen. Oszillierende elektrische Zahnbürsten mit rundem Kopf schneiden dabei in Studien am besten ab. Erreichen Sie mit Ihrer gewöhnlichen Hand-Zahnbürste oder einer Schallzahnbürste ein gutes Putzergebnis und Ihr Zahnarztteam ist zufrieden, brauchen Sie nichts umzustellen. Das Ergebnis zählt.
Dr. Hakes: Wenn die Borsten der Zahnbürste bereits abstehen, ist das meist ein Hinweis, dass der Bürsten-Wechsel schon überfällig ist oder dass Sie beim Putzen zu fest aufdrücken. Eine Zahnbürste mit abstehenden Borsten putzt nicht mehr effizient. Mit der Zeit können sich auf Zahnbürsten auch Bakterien ansammeln. Sie sollten Ihre Zahnbürste alle 3-4 Monate wechseln, um Ihre Mundhygiene aufrechtzuerhalten.
Dr. Hakes: Kaugummikauen kann nur für einen hohen Speichelfluss sorgen und Speichel verhindert Kariesbildung. Zur effektiven Zahnreinigung ist das Kaugummikauen aber nicht geeignet. Zudem enthalten die meisten Kaugummis Zucker. Selbst sogenannte Zahnpflegekaugummis enthalten manchmal fragwürdige Inhaltsstoffe. Sie sollten daher weiterhin auf die tägliche Zahnputzroutine mit Ihrer Zahnbürste setzen.
Dr. Hakes: Wir sehen das pauschalisierte Anraten von Weisheitszahnentfernungen kritisch, da es auf Basis derzeitiger wissenschaftlicher Erkenntnisse in manchen Fällen unnötig ist. Die Entfernung von Weisheitszähnen sollte immer individuelle beurteilt werden, um unnötige Eingriffe zu vermeiden. Früher hat man Weisheitszähne generell entfernt, heute weiß man es besser. Typische Indikationen für die Weisheitszahnentfernung sind beispielsweise Beschwerden durch zu wenig Platz im Kiefer, wiederkehrende Entzündungen, Gefahr von Nachbarzahnschäden oder Karies am Weisheitszahn.
Dr. Hakes: Leider ist diese Angst immer noch weit verbreitet. Erkennt man bei der Vorsorge jedoch frühzeitig aufkommende Zahnerkrankungen, dann ist eine geplante Wurzelbehandlung tatsächlich in der Regel nahezu schmerzfrei. Was viele nicht wissen: Schmerzen treten erst auf, wenn der Nerv oder die Umgebung bereits entzündet ist. Oftmals suchen Patienten erst dann den Zahnarzt auf, wenn die Schmerzen bereits bestehen. Darum ist die Prophylaxe beim Zahnarzt so wichtig. Wir sorgen dafür, dass es erst gar nicht so weit kommt, dass Schmerzen entstehen.
Im akuten Stadium gibt es hin und wieder die Situation, dass sich ein Zahn nur schwer betäuben lässt und aus diesen unangenehmen Situationen erklärt sich „der schlechte Ruf“ einer Wurzelbehandlung. Allerdings betrifft das zum Glück nur eine geringe Zahl aller Wurzelbehandlungen. Heutige Anästhesie-Techniken sind dabei natürlich eine große Hilfe. Wir behandeln unsere Patienten mit modernster Technik und viel Fingerspitzengefühl. Besuchen Sie gerne unsere Leistungsseite zum Thema Endodontie, um mehr darüber zu erfahren.
Dr. Hakes: Tatsächlich hat man in Studien herausgefunden, dass Schwangerschaften das Risiko für Zahnprobleme erhöhen können. Schwangerschaften müssen aber nicht zwangsläufig zu einer schlechteren Zahngesundheit führen. Zahnprobleme in der Schwangerschaft können also das Risiko für Zahnverlust bei Müttern, in der zweiten Lebenshälfte einen Zahn zu verlieren erhöhen, was aber kein unvermeidbares Schicksal ist. Ein Hauptgrund ist hier die hormonelle Umstellung in der Schwangerschaft. Diese Hormonumstellung kann die Mundflora beeinflussen, was die Anfälligkeit für Zahnfleischentzündungen erhöht. Darum leiden Frauen während der Schwangerschaft nicht selten unter Zahnfleischbluten. Ein weiterer Grund für ein erhöhtes Kariesrisiko ist häufiges Erbrechen während der ersten Schwangerschaftsmonate. Aber auch der Zeitmangel besonders von Müttern mit mehreren Kindern ist manchmal schuld, dass die Zahnhygiene vernachlässigt wird oder die Prophylaxe-Termine hinausgezögert werden.
Damit Ihre Zähne vor und während der Schwangerschaften gesund bleiben, ist es durchaus sinnvoll schon vor der Schwangerschaft zum Zahnarzt gehen, um Ihre Zahngesundheit überprüfen zu lassen. Auch während der Schwangerschaft sind regelmäßige Zahnarztbesuche zu empfehlen. Leiden Sie während der Schwangerschaft unter Zahnfleischbluten, sollten Sie dieses Warnsignal ernst nehmen und zeitnah Ihren Zahnarzt aufsuchen. Zahnfleischbluten während der Schwangerschaft ist zwar nichts Ungewöhnliches, deutet aber auf ein Problem hin, das Ihre Zahngesundheit negativ beeinflusst. Schwangere, die oft erbrechen, sollten den Mund ausspülen, dazu Mundspüllösung verwenden und die Zähne vorsichtig mit einer sensitiven fluoridhaltigen Zahnpasta putzen.
Dr. Hakes: Auch Implantate müssen natürlich gründlich gereinigt werden. Implantate ohne eine „top Mundhygiene“ funktionieren nicht. Wird die Zahnpflege bei Implantaten vernachlässigt, können sich Bakterien und Keime auf den Oberflächen und in den Zwischenräumen ansammeln, die im schlimmsten Fall Entzündungen auslösen. Die Entzündung um ein Implantat betrifft zwar erst nur das Zahnfleisch, in der Folge kann sie sich aber bis zum Knochen ausbreiten. Der entzündliche Knochenabbau am Implantat wird Periimplantitis genannt und führt im fortgeschrittenen Stadium zum Verlust des Implantates. Eine gute Mundhygiene sowie regelmäßige Zahnreinigungen beugen Zahnfleischentzündungen vor. Bei Zahnfleischbluten oder Zahnfleischentzündungen sollten Sie unverzüglich Ihren Zahnarzt aufsuchen und Ihr Implantat überprüfen lassen. Denn eine rechtzeitige Identifizierung von Zahnproblemen verhindert unnötige Zahnbehandlungen.
Dr. Hakes: Zucker ist leider immer noch ein großes Problem für die Zahngesundheit vieler Menschen. Denn selbst in Lebensmitteln, in denen man keinen Zucker vermutet, ist meist Zucker drin. Selbst wenn das Wort „Zucker“ in der Lebensmittel-Deklaration nicht zu finden ist, kann das Produkt durchaus Zucker enthalten. Trügerisch sind Inhaltsstoffe wie Glukosesirup, Fruktose, Molkepulver, Fruchtsaft oder Honig. Insbesondere Säfte sind von Natur aus süß, Hersteller dürfen aber die Angabe „ohne Zugabe von Zucker“ verwenden.
So leidet beispielsweise die Zahngesundheit von Kindern, die täglich nur „gesunden“ Saft trinken massiv. Denn auch ein übermäßiger Genuss von Fruchtzucker kann schnell zu Karies führen. Experten raten, den Konsum von Fruchtsäften zu begrenzen und stattdessen Wasser oder ungesüßte Getränke zu bevorzugen. Mit ungesüßtem Tee macht man gerade auch bei Kindern nichts falsch. Wenn Sie etwas für Ihre Gesundheit tun möchten, dann sind ganze Früchte die bessere Wahl, da sie zusätzlich Ballaststoffe enthalten, die die Zuckeraufnahme verlangsamen. Essen Sie also lieber Obst anstatt es „zu trinken.“
Dr. Hakes: Zahnfleischbluten ist ein Warnsignal, das ernst genommen werden sollte, auch wenn es nicht immer sofort alarmierend ist. Es kann auf eine Gingivitis oder Parodontitis hinweisen. Gingivitis ist dabei die Zahnfleischentzündung, die bei rechtzeitiger Behandlung keine bleibenden Schäden hinterlässt. Parodontitis hingegen folgt auf die Gingivitis und hinterlässt trotz Behandlung bereits bleibende Schäden. Man sollte Zahnfleischbluten also wirklich ernst nehmen.
Achten Sie auf eine gründliche tägliche Zahnpflege, einschließlich der Reinigung der Zahnzwischenräume mit Zahnseide oder Interdentalbürsten. Wenn das Zahnfleischbluten länger als eine Woche anhält, sollten Sie einen Zahnarzt aufsuchen. Regelmäßige professionelle Zahnreinigungen und Kontrollen beim Zahnarzt sind wichtig, um Probleme frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Unbehandeltes chronisches Zahnfleischbluten kann zu ernsthaften Zahnfleisch- und Zahnproblemen führen.
Dr. Hakes: Spätestens bei Zahnschmerzen ist der Besuch beim Zahnarzt unumgänglich und meist schon überfällig. Oftmals fällt einem dann wieder ein, dass die regelmäßige Zahnprophylaxe schon wieder eine Weile her ist. Bei der Zahnprophylaxe identifizieren wir Zahnprobleme schon bevor sie zu Schmerzen führen. Im Idealfall ist der Zahnarztbesuch also regelmäßig und absolut schmerzfrei. Ein Auto bringt man ja auch regelmäßig zur Inspektion in die Werkstatt und nicht erst wenn es einen Motorschaden hat.
Dr. Hakes: Dazu muss man wissen, dass die Mundhöhle von Neugeborenen zunächst keimfrei ist. Es ist aber ein natürlicher Prozess, dass im Laufe der Zeit die Mundhöhle mit verschiedenen Keimen besiedelt wird, die unter anderem auch für die Entwicklung einer gesunden Mundflora sowie für das Immunsystem wichtig sind. Im Speichel der Eltern können zwar Bakterien enthalten sein, die Karies verursachen können. Durch das Ablecken von Schnuller & Co. können diese Keime auch von den Eltern auf ihre Kinder übertagen werden. Doch Karies entsteht dann nicht in Folge dieser Übertragung, sondern durch die Ernährung mit zu viel Zucker und Kohlenhydraten. Eltern dürfen also ruhig den Löffel ablecken. Aktuelle Studien deuten sogar darauf hin, dass das Ablecken des Schnullers positive Effekte haben könnte, insbesondere in Bezug auf die Allergieprävention.
Dr. Hakes: Es gibt Anbieter im Internet, die damit werben, günstige Zahnschienen für Patienten anzufertigen. Diese Angebote halte ich für höchst fragwürdig. Einige dieser Anbieter fordern Patienten dazu auf, die Zahnabdrücke selbst vorzunehmen. Auf Basis der selbst erstellen Abdrücke werden die Zahnschienen dann erstellt. Die Kontrolle des Behandlungsverlaufs erfolgt anschließend über Handyfotos.
Zum einen ist es für Laien eher schwierig, einen halbwegs vernünftigen Zahnabdruck hinzubekommen. Wenn man bedenkt, dass eine Zahnmedizinische Fachangestellte in ihrer Ausbildung das Abdrucknehmen hunderte Male üben muss, bis sie es verlässlich kann und es selbst für erfahrenes Personal nicht immer beim ersten Anlauf klappt. Zum anderen ist eine Bisskontrolle per Handyfoto absolut unzureichend. Zudem haben Verbraucherschützer festgestellt, dass Anbieter über mögliche Risiken nur unzureichend aufklären. Problematisch kann es für den Verbraucher dann werden, wenn die Behandlung nicht verläuft, wie erhofft. Denn dann steht der Patient meist alleine da. Immerhin sprechen wir hier von gravierenden Zahnschäden bis hin zum Verlust von Zähnen. Informieren Sie sich über hochwertige Aligner bei Ihrem Zahnarzt, für Ergebnisse auf die Sie sich verlassen können.
Ihr Experte für Zahnmedizin Dr. Peter Hakes
Dr. Peter Hakes teilt mit seiner Frau Dr. Petra Hakes die Leidenschaft zur Zahnmedizin. Schon im Zahnmedizinstudium faszinierte ihn die Chirurgie. Eine Faszination, die er nach dem Staatsexamen 2006 und der Promotion in seiner Assistenzzeit vertiefte, und sich bei sehr erfahrenen Kollegen ein fundiertes chirurgisches Wissen erarbeitete. Dr. Peter Hakes absolvierte das Masterstudium der Parodontologie und periimplantären Therapie und ist Mitglied bei der Deutschen Gesellschaft für Parodontologie e. V.